Geschichtliches
Das wichtigste Zeitzeugnis
unserer Vergangneheit stellen die Ruinen dar, die von unseren
Einwohnern familiär “Trümmer von Grotti”
genannt werden.
Ihr Ursprung lässt sich nicht genau zurückverfolgen,
da es keine Hinweise auf die Gründungsepoche dieser Siedlung
gibt. Die einzigen indirekten Hinweise auf die Geschichte
Grottis findet man in den historischen Abhandlungen oder Erzählungen,
die von dem Gebiet um Cicolano berichten. Diese Quellen erwähnen
die Burg ab dem 15. Jahrhundert.
Eine frühere Erwähnung findet sich in der geschichtlichen
Abhandlung des Doktor Marchesi, demnach die Burg von Grotti
eines der Gebiete war, die der Bischof d'Amiterno S. Vittorino
christianisiert hatte. Dieser Bischof lebte vermutlich während
der Herrschaft des Domiziano dei Vespasiani von Rieti (ungefähr
96 nach Christus) und starb als Märtyrer in der Nähe
von Cotilia.
Vom 4. Jahrhundert geht es direkt in das 15. Jahrhundert:
die Geschichte berichtet von einer Plünderung der Burg
Grottis während des Vorstosses von Ludwig Köning
von Bayern im Jahre 1338. Der Abhandlung Doktor Marchesis
zufolge war Grotti einige Jahre später, zur Zeit als
sich Luigi, der König von Ungarn, im Reich von Neapel
niederließ, das Zentrum von Kämpfen mit umliegenden
Burgen.
Marchesi spricht erneut von einer geschichtlichen Erwähnung
Grottis im 17. Jahrhundert, jene Epoche, in der der Vorstoss
des französischen Heers unter dem Befehl von Karl VIII
stattfand. Es wird von 200 Franzosen gesprochen, die sich
in der Abtei des Hlg. Salvatores bereitmachten, um die Burg
von Grotti anzugreifen; ihr Versuch wurde jedoch von den Einwohnern
Grottis vereitelt und sie wurden in die Flucht geschlagen.
Viele Soldaten fielen und andere ertranken im Saltofluss.
Die alte Burg erhebt sich auf einem felsigen Abhang und verläuft
entlang eines einzigen Weges von Osten nach Westen.
Die Jungfrauengrotte befindet sich im Zentrum der Ansiedlung.
Es ist eine Höhle im Inneren der felsigen Wand, die ca.
5 Meter höher als die anderen Räume liegt und durch
eine heute noch zum Teil sichtbaren, mit Zinnen versehenen
Mauer verschlossen ist. Das Hauptmerkmal dieser Grotte ist
die schwere Zugänglichkeit, Tatsache die vermuten lässt,
dass es sich um einen Ort der Verteidigung handelte. Diese
Vermutung wird durch den Fund einiger Steinbrocken, die einen
starken Verteidigungscharakter aufweisen, verstärkt.
Der Name an sich weist auf einen Ort des Zurückzugs hin.
Man betritt die Grotte über die am Felsen angebrachten
Treppen und die Jungfrauen des Ortes beschützen im Falle
von Gefahr. Auf der Ostseite des Felsens, in einer eher schwer
zugänglichen, zwischen zwei Türmen befindlichen
Nische, vermutet man den einstigen Wachposten.
Der höher gelegene Turm, befindet sich auf dem höchsten
Punkt des Abhangs. Der untere kreisförmige Turm, der
an einem felsigen Ausläufer angebracht ist, ist ein einziger
Teil, der gemeinsam mit der Ost- und der Westseite der Mauer
dazu dient, den einzigen Zugangsweg zu besichern.
Darüber hinaus findet man die ehemaligen Wohnräume,
die bemerkenswert sind. Sie befinden sich an beiden Seiten
des Zugangsweges auf einem steilen Abhang und benützen
die Grotten des darüberliegenden Abhangs als Mauern oder
auch als Dach. Der weitläufigste Raum ist jener unter
der Jungfrauengrotte, der sich ihrer an der Grundlinie seiner
Wand bedient.
Die alte Kirche des Hlg. Vittorino befindet sich ausserhalb
der Mauern, etwas weiter unten am Felsen. Es handelt sich
hierbei um ein eher grosses Gebäude, das aus einem fast
quadratischen Hauptraum besteht und von dem aus man in einen
kleineren Raum gelangt, der an eine Altarnische erinnert.
Man weiss, dass die Kirche aus einer Epoche nach der Burgerrichtung
datiert, zu einem Zeitpunkt, als man schon ausserhalb der
Mauern baute. Dies bezeugen auch die Überreste der Wohnräume,
die man findet, wenn man dem Weg in Richtung des Brunnens,
die als “speiende Quellen” bezeichnet werden,
begeht. Bis zu Jahrhundertbeginn diente dieser Ort auch als
Begräbnisplatz.
Ponzano
Es gibt weitere Orte, die die Vergangenheit Grottis dokumentieren,
wie zum Beispiel die Hochebene von Ponzano, die als Getreidespeicher
der Burg diente.
Bedeutenswert sind auch die Ruinen der S. Angelo Kirche, einzig
verbleibendes Zeugnis des Ortes, der sich auf der Hochebene
emporragte sowie die Tonkammern, die auf eine “eneo-appeninische”
Zivilisation in der Nähe des Gehöfts von Carosello
hinweisen.
Ein geheimnisvoller Ort sind die Konstantinhöhlen, die
der Tourismusführer “La Sabina nel tempo”
als römisches Aquädukt ausweist. Was diese Höhlen
faszinierend macht, ist ihre nur teilweise Zugänglichkeit.
Viele Jahre lang widmeten sich die Einwohner von Grotti der
Suche eines vermutlichen Schatzes und bedienten sich hiezu
auch spiritueller Sitzungen. Die Höhlenbesuche sollen
mit einer unglücklich verlaufenenen Sitzung, während
dieser das Medium nur schwer wieder zu sich kam, ihr Ende
gefunden haben. Das Rätsel ist jedoch geblieben.
Ungefähr im 19. Jahrhundert hatten sich um die Burg herum
drei Siedlungskerne entwickelt: Grotti am Fusse der Burg,
Casette in einer Entfernung von ca. 4 Kilometern in Richtung
Rieti und Ville Grotti, ungefähr in ein Kilometer Entfernung,
in Richtung des Saltofluss aufwärts. Grotti und Ville
Grotti bilden gemeinsam eine Einheit. Man nimmt an, dass diese
beiden neuen Orte aus ihrer für die landbebauenden Ansässigen
bequemen Lage entstanden sind.
Von den Grotten in die Ebene auslaufend, jenseits des Saltoflusses,
befand sich einer der Gabellapässe des Cittaducaledistrikts.
Der Name der Zone (La Gabelletta oder Doganella) weist auf
die Zollfunktion dieses Gebietes hin. Dies unterstreicht die
strategische Wichtigkeit Grottis, das einerseits an der Grenze
zum pontifischen Staat und andereseits unter dem Reich von
Neapel an der stets befahrenen Strasse, die Rieti mit den
Cicolanohügeln verbindet, lag.
Die Ebene war von Nebel überzogen, der aus saurem von
Rieti kam und der Boden war eher sandig. Trotzdem wurde er
durch den Anbau von Ulmen, Mais, Hanf, und Weinreben, die
großzügig Trauben produzierten, genutzt. Die Weine
waren von eher minderer Qualität, vor allem im Vergleich
zu jenen der Küste. Die Landwirtschaftsprodukte sind
heute noch dieselben, auch wenn sich die Situation sehr verändert
hat. Durch den Bau eines Deichs in den 30er Jahren, bleibt
die Ebene nebelfrei und die Sümpfe wurden durch fruchtbare
Felder ersetzt. In dieser Zeit fand die massivste Entwicklung
von Grotti und Ville Grotti statt.
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